Lausanne

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Kathedrale

Die Kathedrale ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Gotik in der Schweiz und war einst Bischofssitz. Sie entstand im 12. und 13. Jahrhundert. Ab dem 16. Jahrhundert veränderten die Reformierten sie grundlegend.

Das erste Edikt der Reformation vom 19. Oktober 1536 verbot die Messe und führte zu einer schrittweisen Umwandlung der Kathedrale. Im Februar 1537 nahmen die Berner den Schatz der Kathedrale mit. Sie füllten 18 Karren mit wertvollen liturgischen Objekten und mit grossen Wandbehängen, die heute im Bernischen Historischen Museum zu sehen sind. In der Vierung und im Chor entstand ein Raum für die Unterrichtung angehender Pfarrer in reformierter Theologie.

Heute steht die Kathedrale von Lausanne unter dem Schutz des Staates Waadt. Dieser übertrug der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons Waadt deren spirituelle Leitung. Die Kathedrale steht allen offen.

Kirche St-François

Die Kanzel der Kirche St-François ist die einzige Kanzel eines Bettelordens in der Schweiz, die noch unversehrt am ursprünglichen Ort steht. Auf ihr predigte Pierre Viret im März 1536 erstmals den reformierten Glauben. Er wurde nicht etwa, wie oft behauptet wird, von den Bernern geschickt, sondern von Angehörigen des Lausanner Adels und Bürgertums berufen. Sie garantierten ihm, dass er in der Stadt eine Kirche nutzen könne.

Noch regierte ein Bischof die Stadt, umgeben von einer Vielzahl von Kanonikern, Priestern und Mönchen. Viret schreibt: «Ich war allein, als ich zum ersten Mal meine Füsse an diesen Ort stellte. Die Stadt gehorchte den Anweisungen aus Bern noch nicht… Welche Anstrengung braucht es, um diese Festung der Diana von Ephesus anzugreifen! … Ich machte mir nichts vor, wie unvermögend ich für diese Aufgabe bin. Doch ich baue auf den Beistand des Herrn, der mich auf diesen Kampfplatz gestellt hat.»

Place St-François Nr. 9

Das gotische Erkertürmchen stammt aus dem 16. Jahrhundert. Auf dem Lampenfuss steht der Anfang des 25. Psalms, einem der sieben Psalmen, die von Calvin übersetzt wurden: «Nach dir, Herr, verlanget mich.» Calvin liebte die Musik, doch sollte das Gotteslob mit Anstand gesungen werden. Für die Kirche akzeptierte er deshalb allein das Singen des Psalters: «Wir fanden keine besseren und reineren Lieder als die Psalmen Davids, welche ihm der Heilige Geist eingegeben hat.»

Brunnen La Palud

Der Gerechtigkeitsbrunnen aus den Jahren 1584-85 (Jacques Perroud) zeigt eine junge Frau mit verbundenen Augen, die Schwert und Waage trägt. Ihr zu Füssen unterworfen sind der Papst, der Kaiser, der türkische Sultan und ein Magistrat. Vor der Reformation war die Rechtssprechung durch den Bischof langsam, parteiisch und stets zu Gunsten des Klerus. Die bernischen Besatzer änderten dies umgehend und schufen ein unabhängiges Gericht.

Pierre-Viret-Brunnen

Der Brunnen, welcher dem Waadtländer Reformator gewidmet ist, wurde 1921 aus Steinen des alten Pfarrhauses gebaut, in welchem Pierre Viret 15 Jahre seines Lebens zubrachte. Seine Eltern bestimmten ihn zum Priester und schickten ihn nach Paris ans Collège de Montaigu. Dort erhielt er nicht nur eine solide Bildung, sondern liess sich auch von der reformierten Lehre überzeugen. Zurück in seiner Heimatstadt Orbe, hörte er 1531 eine Predigt von Guillaume Farel. Ein paar Wochen später stieg er selber auf die Kanzel, um Farels Werk fortzuführen. Er blieb Prediger bis zu seinem Tod 40 Jahre später.

Disputations-Fenster

Dieses Fenster erinnert an die Disputation von Lausanne 1536. Nachdem sie das Waadtland im März 1536 erobert hatten, waren die Berner vollauf damit beschäftigt, den Staat zu organisieren. Kirchliche Angelegenheiten liessen sie auf sich beruhen. Sie bestimmten einzig, dass das Evangelium frei gepredigt werden soll. Doch gegen diese Freiheit regte sich in verschiedenen Städten Widerstand.

Deshalb ordneten die Berner eine öffentliche Versammlung an, an der diese Fragen öffentlich und frei diskutiert werden sollten. Bern hatte auch ein Interesse daran, den Anschluss der Waadt durch den Anschluss an die Reformation zu festigen. Die Disputation fand vom 1. bis 8. Oktober 1536 in der Kathedrale von Lausanne statt. Das Ziel war kein Für und Wider die Reformation – diese Frage war aus Sicht der Berner längst geklärt. Sie wollten vielmehr in aller Öffentlichkeit darlegen, dass die neue Lehre der alten intellektuell und theologisch überlegen sei.

Alte Akademie

Drei Wochen nach dem Reformationsedikt gründen die Berner eine Schule zur Pfarrerausbildung. Pierre Viret unterrichtete Theologie, unterstützt von zwei anderen Theologen. Ab 1545 bestimmte eine Börse darüber, ob jemand nach Studienabschluss Pfarrer oder theologischer Lehrer werden sollte. Unter der Führung des Pädagogen Maturin Cordier war die Schule überaus erfolgreich. Schon 1558 schrieb Théodore de Bèze, der damals griechisch unterrichtete, von 700 Schülern. 1587 wurde deshalb ein Neubau bezogen. Es war die erste theologische Fakultät in französischer Sprache.

Kirche St-Laurent

Mitten in der Altstadt liegt die Kirche St-Laurent. Den grossen Stadtbrand von 1235 hatte sie zwar überlebt, doch während der Besetzung durch die Berner zerfiel sie nach und nach. Die heutige Kirche stammt von 1719, 1762 wurde die verzierte Barockfassade mit ihrer Uhr angebaut. Das Gebäude diente nicht nur zum Gottesdienst, sondern auch zu Versammlungen – etwa denjenigen der anti-bernischen Kräfte nach der waadtländischen Revolution von 1798.

Statue von Alexandre Vinet

Die 1900 in weissem Marmor errichtete Statue zeigt den berühmten Theologen und Philosophen Alexandre Vinet in nachdenklicher Stellung und mit einem Buch in der Rechten. Er wurde 1797 in Lausanne geboren und starb 1847 in Clarens. Er war ein Verfechter der Religionsfreiheit, der absoluten Trennung von Kirche und Staat und ein Vordenker jener Laien und Pastoren, die 1847 eine unabhängige Kirche gründeten. Eines seiner Worte lautet: «Das Christentum ist der unsterbliche Same der Freiheit auf der Welt.»

TR6 - Historie

In Vidy hatten schon die Römer eine Siedlung mit einem Hafen errichtet. Im 3. Jahrhundert gab es auch auf dem heutigen Hügel der Kathedrale eine Ansiedlung. Dort wurde im 6. Jahrhundert eine erste Kirche errichtet. Bald zog Bischof Marius von Aventicum (Avenches) nach Lausanne und begründete so das Bistum Lausanne. Im 12. und 13. Jahrhundert blühte die Kleinstadt auf, 1275 wurde die gotische Kathedrale geweiht. 1525 schloss Lausanne mit Bern und Freiburg Burgrechtsverträge. 1536 unterwarf sich Bern die Waadt und damit auch Lausanne.

Zugleich musste das neue Untertanengebiet den reformierten Glauben annehmen, was die Stadt gerne tat, die Landschaft indes weniger. In der Folge übte die Hauptstadt der Waadt grossen Einfluss in den französischsprachigen Gebieten aus. Die erste protestantische theologische Schule wurde gegründet, aus der viele Denker, Theologen und Pastoren hervorgingen, die das reformierte Gedankengut in den französischsprachigen Kirchgemeinden verbreiteten. Die reformierte Besatzungsmacht Bern gab der Waadtländer Kirche eine Struktur, während Calvin, Viret und andere den neuen Glauben lehrten.

Um 1820 spaltete sich ein Teil der Kirche, der sich als Erneuerungsbewegung verstand, von der alten Reformierten Kirche ab. 1966 fanden die beiden Teile wieder zusammen. Heute wird der Glaube von weniger Menschen gelebt, die Kirche denkt über ihren Auftrag nach. Nicht mehr der ererbte Glaube, sondern der gelebte bestimmt das spirituelle Leben. In diesem neuen Sinne lebt die Reformation weiter.

Pierre Viret

Der 1511 in Orbe geborene Pierre Viret studierte gleichzeitig mit Jean Calvin am Collège de Montaigu in Paris, musste aber wegen seiner reformatorischen Gesinnung 1531 die Stadt verlassen. Er predigte das Evangelium in Orbe, ab 1534 unterstützte er Guillaume Farel in Genf. 1536 zog er weiter nach Lausanne, das kurz davor unter bernische Herrschaft gekommen war. Er nahm im Oktober an jener Disputation teil, bei der die Reformation angenommen wurde. 1538, nach der Ausweisung Calvins aus Genf, wirkte er ein zweites Mal in der Rhonestadt, kehrte nach der Rückkehr Calvins 1542 aber wieder nach Lausanne zurück.

Als Prediger und Leiter der Akademie hatte Viret grossen Einfluss auf die Reformation in der Schweiz. Seine zahlreichen Schriften beschäftigen sich zu einem grossen Teil mit ethischen Fragen. Es waren denn auch Fragen der Kirchenzucht, welche ihn 1559 von Bern entzweiten und ihn abermals zwangen, nach Genf zu gehen.

Wegen seiner angeschlagenen Gesundheit siedelte er 1562 ins warme Südfrankreich über, wo er die Hugenotten massgeblich beim Aufbau ihrer Kirche unterstützte. Ab 1566 lehrte er an der Akademie von Orthez in Südwestfrankreich im Auftrag von Gräfin Jeanne d’Albret von Navarra. Er starb 1571 auf dem Weg zur Synode von La Rochelle.

Théodore de Bèze

1519 geboren, wuchs Théodore de Bèze in einer Adelsfamilie in Vézelay im Burgund auf. Er studierte Recht in Orléan, bevor er 1548 nach Genf und bald nach Lausanne zog. Dort unterrichtete er während zehn Jahren Griechisch an der Akademie.

Ab 1558 war de Bèze Pfarrer sowie Professor der Theologie in Genf. Als Vertrauter von Jean Calvin wurde er mehrfach nach Deutschland zu protestantischen Fürsten gesandt, wo er um Unterstützung für die verfolgten Protestanden in Italien und Frankreich bat. Sein diplomatisches und rhetorisches Geschick führte ihn immer wieder an Religionsgespräche und Synoden in Frankreich.

Nach dem Tod Calvins 1564 galt de Bèze als führender Theologe des reformierten Glaubens. Er war dessen Nachfolger als Vorsitzender des Konsistoriums (Kirchenleitung); dieses Amt legte er 1580 nieder. 1598 legte er auch sein Lehramt und 1600 sein Predigtamt nieder. Er starb 1605 in Genf.

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